„Begegnung beGeistert“ hieß es beim großen Pfingstfest im Stadthallengarten – und die Mülheimer*innen ließen sich nicht lange bitten.
Gleich zu Gottesdienstbeginn plauderten sich munter drauf los. Mit dem Banknachbarn, der Vorderfrau oder dem Hintermann – nachdem Superintendent Manz zum Austausch aufgerufen hatte: „Was hast du gefrühstückt, … gestern im Fernsehen geschaut? Und, besonders lebhaft diskutiert: „Übersteht Deutschland die Vorrunde bei der EM“? An die 800 Besucher*innen hatten sich zum großen Gottesdient unter freiem Himmel („vor Mülheims guter Stube“) eingefunden – über den Tag hinweg wurden es noch einige mehr – bis der erste kräftige Schauer um 15 Uhr für Erfrischung sorgte.
In der lebendigen Dialogpredigt schilderten Pfarrerin Alexandra Cordes, Theologin Anabel Cantu Flores Reimann als Maria und Martha (Lukas 10, 38-42 ) gemeinsam mit Pfarrerin Kerstin Ulrich, wie sie – jede auf ganz unterschiedliche Weise – eine begeisternde Begegnung mit Jesus erlebten. Die eine Feuer und Flamme für das Gespräch, die andere hin- und hergerissen zwischen Gastgeberinnenpflichten und Küchenarbeit und dem spannenden Gast auf der anderen Seite. Die Predigerinnen ergänzten das durch ganz persönliche biografische Einblicke und nahmen die Gottesdienstgemeinde mit in Momente, in denen sie sich mal als Maria und mal als Martha fühlten. „Jesus schreibt uns nicht auf eine Rolle fest. Wir dürfen beides leben“, so das Fazit der Geschichte.
Mit beschwingter Musik (Band: Steffi Beyer, Gesang; Stephan Klapper, Bass; Simon Sandmann, Gitarre; Boris Schmittmann, Keyboard, Gesang; Max Tutzschke, Schlagzeug) und einer kleinen Einweisung in die Begegnungs-Aktionen über den Tag hinweg wurde die Gemeinde zum Fest entlassen. Fleißig wurden von da an Unterschriften fürs Begegnungsbingo gesammelt („Finde jemanden, der / die … einen Purzelbaum machen kann, … gern früh aufsteht. … Optimist*in ist.“ …) und gegen eine süße Belohnung eingelöst.
Einige Mutige wagten auch eine Runde „Speed-Dating“. – Nicht zur Partnersuche war aufgerufen worden, sondern zum spontanen Austausch untereinander. Wer sich von der kleinen kommunikativen Herausforderung nicht schrecken ließ, hatte für zwei Minuten pro Frage die Gelegenheit, von den Perspektiven seines Gegenübers zu erfahren. Zum Beispiel zu Fragen wie „Wenn ich Bürgermeister*in wäre, dann …“ oder „Meine Lieblingsausrede ist…“ Waren Zeit abgelaufen, wurde sogleich mit einer neuen Frage und einen neuen Gesprächspartner die nächste Runde eingeläutet. Die einen oder anderen sollen danach noch angeregt weiter geplaudert haben.
Mit den im Gottesdienst ausgeteilten Murmelsäckchen konnte man den ganzen Tag über Erinnerungen an kreative Spiele und Begegnungen sammeln: bei Foto- und Video-Aktionen, beim Jonglierbälle- oder Saatkugeln basteln, in der Teddyklinik oder an verschiedenen Kreativständen. Eine Murmel in violett oder kobaltblau, glasklar, gelb oder rot gab es für jede*n, der oder die mitmachte. Wer keine Angst vorm Nasswerden hatte, wagte sich zum Schnupper-Stand-up-Paddeln sogar auf die Ruhr.
Für den Blick über den Mülheimer Tellerrand hinaus sorgten die Stände von Weltladen, Vereinter Evangelischer Mission, der städtischen Klimainitiative und von Oikocredit. Solidarisch miteinander zeigten sich die Besucher*innen und Besucher übrigens nicht nur beim Spielen, sondern auch an den Imbissständen. „Zahl, was du kannst“, so hieß das Prinzip, das wunderbar funktionierte. Ein kleiner Betrag reichte, und wer mehr geben konnte, gab gerne etwas mehr. 60 Kilogramm Pommes Frites, 1400 Bratwürste, Literweise Linsensuppe, hunderte Tacos und Frikadellen vegetarisch und traditionell gingen über die von den Kirchengemeinden aufgestellten Theken, alle Kühlwagen fuhren leer wieder zurück.
Mit Waffel oder Wurst in der Hand nahmen Viele Platz vor der großen Bühne, wo das Programm nach dem Gottesdienst gleich weiter ging: Blechbläser – und Flötenensemble, Gospelgesang oder die beim Pfingstfest fast schon traditionelle Second-Hand-Modenschau sorgten für ein abwechslungsreiches Programm. Wer ein paar Regentropfen vertragen konnte, erlebte als krönenden Schlussakkord noch das furiose Schlusskonzert mit den Folkrockern von „The Singer is always late“.
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