Wen oder was würden wir gerne an eine große Tafel einladen – vielleicht zur Feier des 25-jährigen Bestehens des Offenen Ateliers der Bergischen Diakonie ? Diese oder eine ähnliche Frage haben sich 25 Künstlerinnen und Künstler gestellt und sie jeweils mit der kreativen Gestaltung eines Stuhls beantwortet. So gibt es nun einen Stuhl „für die heile Welt“, die man sich gerade jetzt an jedem nur denkbaren Tisch wünscht, aber auch einen „für Joseph Beuys“ und einen „für das große Lachen“. Zu sehen sind die „25 Stühle für die Vielfalt“ von Freitag, 4. März, bis Sonntag, 6. März, jeweils von 13 bis 16 Uhr in der Aprather Kirche der Bergischen Diakonie in Wülfrath-Oberdüssel (Kreis Mettmann).
Bei den 25 Kunstschaffenden handelt es sich um langjährige Wegbegleiterinnen und -begleiter des Offenen Ateliers, eines kunsttherapeutischen Angebots für Menschen mit und ohne psychische Beeinträchtigungen. Mitarbeitende sind darunter, Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Kursangeboten, die es seit dem ersten Bildhauerkurs im Frühjahr 1996 gibt. „Also die typische inklusive Mischung, die unsere Arbeit auszeichnet“, sagt Manuel Rohde, der das Offene Atelier zusammen mit Sunci Matijanic leitet.
Abschluss der Aktionen zum 25-jährigen Bestehen
Die Ausstellung ist der Schluss- und Höhepunkt des von Corona geprägten Jubiläumsjahres. Auch wenn die Aprather Kirche bis auf wenige besondere Anlässe seit dem Beginn der Pandemie keinen Gottesdienst mehr erlebt hat, weil auf dem Gelände zum Teil besonders gefährdete Menschen leben, hat das Offene Atelier dennoch dafür gesorgt, dass das Jubiläum nicht unter den Tisch fällt. Die drei Insel-Installationen im November 2020 , im Februar 2021 und im Juni 2021 waren Beispiele für den kreativen Geist, der das Atelier prägt, ebenso eine Ausstellung mit Bildern von Gastkünstlern und die große „25“, die zusammengeschweißt und bearbeitet wurde und jetzt an der Außenfassade hängt. Ein Film ist entstanden und Jubiläumspostkarten.
Erlös soll Geflüchtete aus der Ukraine unterstützen
Die abschließende Ausstellung der Stühle soll auch helfen, das Leiden geflüchteter Menschen aus der Ukraine zu lindern. Quasi als Jubiläumsgeschenk waren die 25 Werke von den Künstlerinnen und Künstlern eigentlich zur Verfügung gestellt worden, um sie zugunsten des kunsttherapeutischen Angebots zu versteigern. Aber angesichts des Krieges und der vielen Geflüchteten ist kurzfristig entschieden worden, mit dem Erlös stattdessen die Aufnahme und Versorgung von Ukrainerinnen und Ukrainern in Wohnungen auf dem Diakonie-Zentralgelände zu unterstützen. Schon jetzt werden die künstlerischen Arbeiten im Internet präsentiert und Gebote können abgegeben werden – ebenso noch am Ausstellungswochenende vor Ort. Auktionsende ist dann am Sonntag, 6. März, um 24 Uhr.
Eine Konstante mit immer wieder neuen Impulsen
Und wie wird es mit dem Offenen Atelier weitergehen? „Fast altmodisch“, antwortet Manuel Rohde. „Wir machen unser Ding weiter.“ „Unser Ding“, damit meint er das analoge kreative Tun, um unterschiedlichste Menschen zusammenzubringen. An Bestätigung, wie nötig das ist, fehlt es gerade in jüngster Vergangenheit nicht. „Und Inklusion ist nach wie vor kein Selbstläufer“, ergänzt er. Seine Leitungskollegin Sunci Matijanic greift beim Blick in die Zukunft den Baum auf, der schon oft und auch jetzt wieder Teil der Ausstellung ist, diesmal behängt mit Porträts der Kunstschaffenden und den Widmungen ihrer Stühle. Es sei wichtig, sagt Matijanic, „dass es etwas Konstantes gibt“. Etwas Konstantes, von dem doch immer wieder neue Impulse ausgehen. Das gilt für den Baum, in den sie mittlerweile „regelrecht verliebt“ ist. Das gilt auch für das Offene Atelier.