„Es gibt doch eh nur einen Gott“ oder: Die Ökumene und das Ende der Konfessionen - Vortrag Prof. Detlef Pollack

Über „Die Ökumene und das Ende der Konfessionen“ sprach Religionssoziologe Prof. Detlef Pollack im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Ökumene im Mülheimer Haus der Evangelischen Kirche. „Soziologische Thesen zum konfessionellen und religiösen Pluralismus“ war der Vortragsabend überschrieben. Sechs Thesen hatte der Referent im Gepäck, die er mit den Besucherinnen und Besuchern in Altenhof diskutierte.

Die Mülheimer Ökumene-Veranstaltungsreihe, zu der Detlef Polack mit seinem Vortrag beitrug, trägt den Titel „Es gibt doch eh nur einen Gott“ , der alltagssprachlich das ausdrückt, was viele Menschen mit Blick auf die unterschiedlichen Konfessionen und Religionen empfinden. In der These des Wissenschaftlers liest sich das so: „Die konfessionelle Spaltung des Christentums bedeutet den meisten nicht viel. Die Unterschiede zwischen dem evangelischen und dem katholischen Glauben werden von vielen zwar noch wahrgenommen, sie halten sie aber nicht mehr für wichtig. Wenn die meisten sich für ökumenische Zusammenarbeit aussprechen, dann vor allem deshalb, weil sie die konfessionellen Differenzen für wenig relevant halten.“ Zu dieser wie auch seinen anderen Thesen hatte Religionssoziologe Pollack reichlich empirisches Material im Gepäck. Immer wieder bezog er Ergebnisse der aktuellen Kirchenmitgliedschaftsstudie , deren Mitautor er ist, sowie weiterer Untersuchungen ein. So gaben 57 Prozent der Bundesbürger*innen an, es sei ihnen „egal“, dass es in Deutschland zwei christliche Glaubensrichtungen gibt, 41 Prozent waren dafür, dass sich die beiden großen Kirchen zusammenschließen.

Prof. Detlef Pollack bei seinem Vortrag in Mülheim

Weitere These Pollacks: Die Bindekraft der Konfessionen gehe zurück und gleichzeitig nehme die religiöse Pluralisierung zu. Westdeutschland sei mittlerweile mit Blick auf die religiöse Vielfalt ähnlich plural aufgestellt wie die USA hob der Referent hervor. Deckungsgleich sei die Situation in den beiden Ländern allerdings nicht, das wurde in der anschließenden Diskussion mit dem Publikum deutlich. Spezifisch für den US-Kontext sei aktuell die Verquickung des MAGA („Make America great again“)- Milieus mit den evangelikalen Christen, die offenbar „das Gefühl haben, sich mit MAGA das Land zurückholen zu müssen“, so Pollack.

Viele Thesen des Wissenschaftlers konnten die Gäste im Publikum aus ihrer Erfahrung heraus gut nachvollziehen, so zum Beispiel die Gründe für den Mitgliederrückgang: Nicht nur Kirchenaustritte, sondern auch die schwindende Kirchenbindung von einer Generation zur nächsten spielen eine Rolle. Gleichzeitig werde die Bindung der verbleibenden Kirchenmitglieder nicht intensiviert, so die nächste These Pollacks.

Welche Schlüsse aus den vorgestellten Thesen zu ziehen sind, das diskutierte Pollack im Anschluss mit dem interessierten Publikum. Mit der Suche nach der „einen Wahrheit“ machte es sich der Wissenschaftler nicht leicht und verlegte sich darauf, eine Ambivalenz festzuhalten: „Ich kann Bischöfe gut verstehen, wenn sie sich für Themen wie globale Gerechtigkeit einsetzen und gegen die AfD protestieren.“ Aber es bleibe die Frage: Soll die Kirche eher ihr soziales Engagement stärken und ,Kirche für andere‘ sein oder sollte sie sich eher konzentrieren auf den Kern derjenigen, die noch als Mitglieder dabei sind? – „Vielleicht nehmen sich die Bischöfe zu viel vor“, lautete eine Antwort des Referenten. „Als Soziologe muss ich wohl sagen: Letzteres ist wohl die richtige Strategie“. Kirche solle sich um die kümmern, die sie noch erreichen könne, hielt Polack fest und meinte damit mehr als den engsten Kern der tatsächlich engagierten Gemeindemitglieder: „Die Kirchensteuersteuerzahler, die nicht kommen, mögen ,weit draußen‘ sein, sie sind aber nicht verloren.“

Weitere Termine in der Ökumene-Reihe „Es gibt doch eh nur einen Gott“:

  • Dienstag, 6. Mai, 19.30 Uhr, Lesung Sarah Vecera „Wie ist Jesus weiß geworden? Mein Traum von einer Kirche ohne Rassismus“.
  • Samstag, 27. September, 19 Uhr, Konzert mit Eddi Hüneke (Ex Wise Guys) und Tobi Hemmelmann
  • Freitag, 24. Oktober, 19 Uhr, Konzert mit 2 Flügel (Christina Brudereck und Ben Seipel) 

Alle Informationen zur Veranstaltungsreihe unter: https://bit.ly/oekumene25

Superintendent Michael Manz dankte dem Vortragsgast
  • 11.04.2025
  • Annika Lante
  • Red